Schwabacher Blattgold

20.07.2017
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„Eins-zwei-drei-vier!“ Rhythmisch, dumpf und laut, trifft der zwölf Kilo schwere Hammer auf die vier Ecken der neun mal neun Zentimeter großen Schlagform. Doch bevor es soweit ist, sind viele Arbeitsschritte nötig. Das Gold muss im Schmelzofen geläutert, mit Silber, Kupfer, oder der gewünschten Farbgebung entsprechend, mit anderen Metallen legiert werden. In kleinen Barren wird es zu einem dünnen Band gewalzt und in Vierecke geschnitten. Zwischen Spezialpapier, die die Goldschlägerhäute von einst ersetzen, werden die Quadrate zur Schlagform aufeinander gelegt und mit Lederbändern befestigt. Dann erst beginnt das mühevolle Schlagen, bis das Blattgold so hauchdünn geworden ist, dass man wie durch eine Fensterscheibe hindurchsehen kann. Die Frauenkreis-Besucherinnen sitzen in der „Goldbox“, der Goldschläger-Werkstatt im Schwabacher Stadtmuseum, und hören dem ältesten, aktiven Goldschlägermeister Dieter Drotleff, aufmerksam zu. Seit über 5000 Jahren ist die Herstellung von Blattgold bekannt. Im Mittelalter zog die Kunst des Goldschlagens von Indien über Ägypten in europäische Klöster ein und entwickelte sich schließlich zum Handwerk. Schwabach bot durch ein relativ trockenes Klima, seine Kessellage und den sandigen Untergrund ideale Voraussetzungen dafür und wurde bald zum weltweiten Zentrum der Blattgold-Herstellung. Inzwischen haben Industrie und Technik den Markt erobert, Maschinen und Automaten die Produktion übernommen und den Beruf des Goldschlägers verdrängt. Lediglich das Zurechtschneiden der bis zu einem Zehntausendstel Millimeter dünnen Blätter. für die acht Zentimeter losen Blattgold-Heftchen - das früher vielfach in Heimarbeit geschah - wird auch heute noch von Frauen in Handarbeit erledigt. Von 130 Handwerksbetrieben, die es noch vor einhundert Jahren in der Stadt gab, sind gerade einmal drei übrig geblieben. Doch wie eh und je glänzt das Schwabacher Gold rund um den Erdball. in zahlreichen Metropolen und Städten auf der ganzen Welt.
Anna Barkholz    Bild: Margarete Heim