Ein Nachmittag in Weißenburg

Wer dachte, der Altenkreis hätte das Kaffeekränzchen im Oktober ins nahe Weißenburg verlegt, hatte sich getäuscht. Ja, Kaffeetrinken wollten wir auch, doch nicht nur. Schon auf der Hinfahrt erfuhren wir von Herrn Waldemar Kerczynski, der uns begleitet hat, viel interessantes über die Stadt. Er ist in Weißenburg aufgewachsen und kennt seinen Heimatort gut. Im Jahr 90 nach Christus errichteten die Römer unweit des Limes ein Kastell und eine Thermenanlage. Drumherum wuchs im Laufe der Jahre eine römische Ansiedlung, die im 3. Jahrhundert von Alemannen zerstört wurde.
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In diesem Gebiet entstanden ein Merowinger Dorf und ein Königshof, woraus sich später die erstmals 867 urkundlich erwähnte Stadt Weißenburg (freie Reichsstadt ab dem 14. Jahrhundert bis 1802), entwickelte. Das Ellinger-Tor, die Stadtkirche St. Andreas (geweiht 1327) und die weitgehend erhaltene Stadtmauer zählen zu ihren Wahrzeichen. Draußen, auf dem Platz vor der Kirche, beeindruckte das mächtige, überlebensgroße Standbild Martin Luthers. Drinnen in der Kirche ließ Lektor Helmut Erdmannsdörfer Kirchengeschichte lebendig werden.
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Er zeigte uns ihre Besonderheiten, den Andreas-Altar aus der Werkstatt Michael Wohlgemuts, die Schatzkammer in der Alten Sakristei, und das Konfessionsbild an der nördlichen Seitenwand des Langhauses (1606 gestiftet von drei Weißenburger Bürgern und einem österreichischen Exulanten), bevor der Besuch mit einer kurzen Andacht endete. Weiter ging’s zur Wülzburg hoch über der Stadt, zum Burgwirt, zu Kaffee und Kuchen. Noch aber war nicht Schluss mit unserer Neugier, noch einmal unternahmen wir einen kurzen Streifzug in die Vergangenheit. An Hand mehrerer Modelle erklärte uns Herr Winkler die Entstehung, Entwicklung und wechselnde Nutzung der Renaissance-Festung, vom einstigen Kloster bis zur heutigen Burganlage. Bemerkenswert - eine Tafel erinnert daran - dass der spätere französische Präsident Charles de Gaulle im ersten Weltkrieg, 1918, in der Zeit, da die Burg als Gefangenenlager diente, hier inhaftiert war. Ein Blick, 143 Meter hinunter in den Tiefen Brunnen, ließ uns ein wenig schaudern. Der Hinweis, dass es ca. vierzig Minuten gedauert hat, um ein mit 100 Litern gefülltes Gefäss heraufzuziehen, erinnerte uns dankbar an die häusliche Wasserversorgung. Am Ende des erlebnisreichen Nachmittags dankte die Leiterin des Altenkreises, Erika Budde, Herrn Kerczynski für die Organisation vor Ort und den gelungenen Ablauf des Halbtagesausflugs.

Anna Barkholz        Bild: Margarete Heim